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Kommunikation macht Teilhabe möglich

Kommunikation stellt eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe an jeglichen Aktivitäten und Prozessen des menschlichen Miteinanders dar. Sie bietet die Möglichkeit eigene Bedürfnisse, Anliegen, Wünsche sowie Sichtweisen zu äußern und dient somit maßgeblich der Selbstbestimmung. Gerade Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen, die beispielsweise nicht laut sprechen können, nutzen oftmals alternative Kommunikationsformen und –mittel.

Vielfalter Fachtagung zur gelingenden Kommunikation

Verständigung, Austausch, Information und die Mitteilung eigener Wünsche – all diese Grundbedürfnisse stellen Menschen mit Beeinträchtigungen oftmals vor kommunikative Barrieren. Damit werden Teilhabe und Inklusion wortwörtlich „behindert“.

Vor diesem Hintergrund hat der regionale Verbund , die Gütegemeinschaft „Die Vielfalter – Experten für Teilhabe“ gezielt nach Lösungsansätzen für eine barrierefreie und damit „Gelingende Kommunikation“ in verschiedensten Alltags- und Lebenssituationen gesucht. Im Rahmen eines vom Land Niedersachsen geförderten dreijährigen Projektes haben sich acht Unternehmen der Behindertenhilfe in Süd-West Niedersachsen mit ca. 16.000 KlientInnen und 6.600 MitarbeiterInnen auf gemeinsame Standards für eine zielgruppengerechte gelingende Kommunikation geeinigt. Diese einrichtungsübergreifend angewendeten Kommunikationsmöglichkeiten ermöglichen fließende Übergänge für Menschen mit Beeinträchtigungen und schaffen Verbindlichkeit in der gemeinsamen Kommunikation.

Über die Projektergebnisse wurde auf der Fachtagung „Gelingende Kommunikation“ am 2. Mai 2018 im Ludwig-Windhorst-Haus in Lingen auf vielfältige Weise informiert. Eingeladen waren Vertreter aus Politik und Öffentlichkeit, Menschen mit Behinderungen sowie Fachkräfte aus der Behindertenhilfe. „ Unser Ziel ist es, die erarbeiteten Standards zu erläutern und einen Ausblick zu geben, wie eine praxisnahe Implementierung erfolgen kann“, führte Barbara Strunk, Projektleiterin, die das Programm moderierte, ein. Michael Korden, Sprecher der Vielfalter, ergänzte: „Zudem möchten wir weitere Netzwerkpartner gewinnen und auch die breite Öffentlichkeit mit diesem wichtigen Thema erreichen.“

Welche Relevanz das Thema hat, zeigte besonders der Vortrag von Marion Tapken am Vormittag: Die Referentin kommuniziert selbst „unterstützt“ mit einem elektronischen Hilfsmittel und berichtete aus „Expertensicht“ aus ihrem Alltag: Ihr „Talker“ ist ein echter Zugewinn – so kann sie beispielsweise unterstützt durch die elektronische Kommunikationshilfe ein von ihr geschriebenes Gedicht selbst vorlesen und eigens auf ihre erste Bucherscheinung hinweisen.

Auch der Vortrag von Prof. Prof. Dr. phil. Gregor Renner, KH Freiburg und Präsident der Internationalen Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation, machte deutlich, welche große Bandbreite „Unterstützte Kommunikation“ hat und wie vielfältig die Zielgruppen sowie Anwendungsbereiche sind. Dabei wurde noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass einheitliche Standards in der Kommunikation in allen Lebensbereichen verwendet werden und so Übergänge gut gestaltet werden können. „Im besten Fall sollte es beispielsweise bei einem Wechsel von der Schule in eine Beschäftigung in der Werkstatt oder bei dem Wechsel von einer Wohngemeinschaft in eine andere einheitliche Kommunikationsmittel geben – ohne kommunikative Barrieren“, beschreibt Barbara Strunk die Hintergründe.

Das Thema „Übergänge gestalten“ war auch am Nachmittag noch einmal Inhalt, als einer von insgesamt neun vertiefenden Workshops. Alle Teilnehmenden konnten sich zwei der neun Angebote aussuchen und hier das am Vormittag gehörten Aspekte noch einmal konkret und praktisch vertiefen. Unter anderem wurde das Projekt noch einmal in einfachen Worten erklärt. Im Workshop von Marion Tapken konnte man selbst den Talker testen oder in einem weiteren Workshop mehr über elektronische Kommunikationsmittel erfahren. Im Projekt wurden neben Standards zu unterstützenden Kommunikationshilfen auch solche in den Bereichen Lesen-Sprechen-Informieren, Symbole/Piktogramme und Gebärden erarbeitet, die ebenfalls in Form von Workshops praxisnah präsentiert wurden. Darüber hinaus beschäftigten sich die Teilnehmenden des Workshops „Von der Idee in die Praxis“ damit, wie die erarbeiteten Inhalte nun gut in die verschiedenen Einrichtungen implementiert werden können.

Dass die Fachtagung zwar den abschließenden Höhepunkt des geförderten Projektes symbolisierte, das Thema „Gelingende Kommunikation“ damit aber keinesfalls abgeschlossen sei, war Michael Korden wichtig: „Wir als Verbund der Vielfalter, möchten das Thema auch zukünftig vorantreiben. Dafür benötigen wir Sie, die das Thema mit in Ihren Arbeitsalltag integrieren und damit in der Praxis umsetzen. Und so ist unser großes Ziel, das Thema „Gelingende Kommunikation“ langfristig nicht nur einrichtungsübergreifend zu implementieren, sondern auch in die Sozialräume zu tragen.“

Weitere Infos unter www.teilhabe-experten.de.