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Exodus 5,1-14; 5,22 – 6,1: Aufatmen – Hilfe einfordern

1 Danach gingen Mose und Aaron zum Pharao und sagten: 
So spricht Jahwe, der Gott Israels:
Lass mein Volk ziehen, damit sie mir in der Wüste ein Fest feiern können.

2 Der Pharao erwiderte:
Wer ist Jahwe, dass ich auf ihn hören und Israel ziehen lassen sollte?
Ich kenne Jahwe nicht und denke auch nicht daran, Israel ziehen zu lassen.

3 Da sagten sie:
Der Gott der Hebräer ist uns begegnet,
und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe,
unserem Gott, Schlachtopfer darbringen, damit er uns nicht mit Pest oder
Schwert straft.

4 Der König von Ägypten entgegnete ihnen:
Warum, Mose und Aaron, wollt ihr die Leute zum Nichtstun verleiten?
Fort mit euch, tut euren Frondienst!

5 Der Pharao fuhr fort:
So viele Leute sind jetzt im Land,
und ihr wollt sie vom Frondienst abhalten?

6 Am selben Tag noch gab der Pharao den Antreibern der Leute und den Listenführern die Anweisung:

7 Gebt den Leuten nicht mehr, wie bisher, Stroh zum Ziegelmachen!
Sie sollen selber gehen und sich Stroh besorgen.

8 Legt ihnen aber das gleiche Soll an Ziegeln auf, das sie bisher erfüllen
mussten.
Lasst ihnen davon nichts nach! 
Denn sie sind faul, und deshalb schreien sie:
Wir wollen gehen und unserem Gott Schlachtopfer darbringen.

9 Erschwert man den Leuten die Arbeit, dann sind sie beschäftigt und kümmern sich nicht um leeres Geschwätz.

10 Da gingen die Antreiber der Leute und die Listenführer zu den Leuten und sagten: So spricht der Pharao:
Ich gebe euch kein Stroh mehr.

11 Geht selbst, und besorgt euch Stroh, wo ihr es findet. 
Von eurem Arbeitssoll aber wird euch nichts erlassen.

12 Die Leute verteilten sich also über ganz Ägypten, um sich Stroh zu besorgen.

13 Die Antreiber drängten und sagten: 
Ihr müsst euer tägliches Soll erfüllen wie bisher, als euch noch Stroh geliefert wurde.

14 Die Antreiber des Pharao schlugen die israelitischen Listenführer, die sie eingesetzt hatten, und sagten:
Warum habt ihr heute nicht wie neulich noch das festgesetzte Soll an Ziegeln erfüllt?

...

22 Da wandte sich Mose an den HERRN und sagte:
Mein Herr, warum behandelst du dieses Volk so schlecht?
Wozu hast du mich denn gesandt?

23 Seit ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Namen zu reden, behandelt 
er dieses Volk noch schlechter,
aber du hast dein Volk nicht gerettet.

6,1 Der HERR antwortete Mose:
Jetzt wirst du sehen, was ich dem Pharao antue.
Denn von starker Hand gezwungen, wird er sie ziehen lassen,
ja, von starker Hand gezwungen, wird er sie sogar aus seinem Land ausweisen.

Blicke auf den Text:

  • Wie handelt der Pharao? Wie handelt Gott?
  • Warum soll der Pharao das Volk ziehen lassen?

Blicke auf das Leben:

  • Druck von oben – welche „Antreiber“ begegnen mir in meinem Leben, in meinem gesellschaftlichen Umfeld?
  • Was erwarte ich von Gott?

Zum Weiterlesen:

  • Das Nachfolgende: Ex 6,2 – 13,16. In zehn Zeichen Gottes („Plagen“) wird deutlich, dass Gott für sein Volk „Himmel und Erde in Bewegung setzt“, während der Pharao nur über menschliche Machtmittel verfügt.
  • Klage vor Gott: Ps 22

Informationen zum Text:

Die Erzählung ist ein Musterbeispiel für die Mechanismen ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse: Die Steigerung der Produktion ist wichtiger als alle Bedürfnisse der Untergebenen; sie wird mit Gewalt – durch Druck und Schläge – durchgesetzt. Dabei werden die Befehle von oben nach unten weitergegeben: Vom Pharao über die ägyptischen Aufseher und die israelitischen Vorarbeiter („Listenführer“) zu den „Leuten“ (V. 12). Mit dem Teil, der hier ausgelassen ist (V. 15-21), beginnt die Klage der Israeliten – zunächst erfolglos vor dem Pharao, dann vor Mose und Aaron und schließlich als vorwurfsvolle Klage von Mose vor Gott (V. 22). Gott lässt sich von Mose herausfordern und nimmt ab jetzt das Heft selbst in die Hand.

Die gesamte Szene wird eingeleitet durch eine Aufforderung Gottes: Der Pharao soll das Volk ziehen lassen, damit es ein Gottesfest feiern kann. Gottesdienst wird allerdings im Text ganz unterschiedlich verstanden: Für den Pharao ist es Faulheit und Verlust von Produktivität. Für die Israeliten ist es ein Fest; beim Schlachtopfer erleben sie Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Der letzte Teil von V. 3, „... damit Gott uns nicht mit Pest oder Schwert straft“ irritiert dabei. Diese Drohung wurde allerdings nie von Gott ausgesprochen; die Formulierung findet sich nur im Mund von Mose und Aaron.