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Ex 14,5-31: Aufatmen – Rettung erleben

5 Als man dem König von Ägypten meldete, das Volk sei geflohen, änderten der Pharao und seine Diener ihre Meinung über das Volk und sagten: Wie konnten wir nur Israel aus unserem Dienst entlassen!

6 Er ließ seinen Streitwagen anspannen und nahm seine Leute mit.

7 Sechshundert auserlesene Streitwagen nahm er mit und alle anderen Streitwagen der Ägypter und drei Mann auf jedem Wagen.

8 Der HERR verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, so dass er den Israeliten nachjagte, während sie voll Zuversicht weiterzogen.  

9 Die Ägypter jagten mit allen Pferden und Streitwagen des Pharao, mit seiner Reiterei und seiner Streitmacht hinter ihnen her und holten sie ein, als sie gerade am Meer lagerten. Es war bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.

10 Als der Pharao sich näherte, Blicketen die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum HERRN.

11 Zu Mose sagten sie: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was hast du uns da angetan? Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt?

12 Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben.

13 Mose aber sagte zum Volk: 
Bleibt stehen, und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet. Wie ihr die Ägypter heute seht, so seht ihr sie niemals wieder.

14 Der HERR kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten.

15 Der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen.

16 Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer, und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können.

17 Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen.

18 Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweise.

19 Der Engel Gottes, der den Zug der Israeliten anführte, erhob sich und ging an das Ende des Zuges, und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat an das Ende.

20 Sie kam zwischen das Lager der Ägypter und das Lager der Israeliten. 
Die Wolke war da und Finsternis, und Blitze erhellten die Nacht. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher.

21 Mose streckte seine Hand über das Meer aus, und der HERR trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. Er ließ das Meer austrocknen, und das Wasser spaltete sich.

22 Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand.

23 Die Ägypter setzten ihnen nach; alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter ihnen ins Meer hinein.

24 Um die Zeit der Morgenwache Blickete der HERR aus der Feuer- und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter und brachte es in Verwirrung.    

25 Er hemmte die Räder an ihren Wagen und ließ sie nur schwer vorankommen. Da sagte der Ägypter: Ich muss vor Israel fliehen; denn Jahwe kämpft auf ihrer Seite gegen Ägypten.

26 Darauf sprach der HERR zu Mose: Streck deine Hand über das Meer, damit das Wasser zurückflutet und den Ägypter, seine Wagen und Reiter zudeckt.

27 Mose streckte seine Hand über das Meer, und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz zurück, während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen. So trieb der HERR die Ägypter mitten ins Meer.

28 Das Wasser kehrte zurück und bedeckte Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht des Pharao, die den Israeliten ins Meer nachgezogen war. Nicht ein einziger von ihnen blieb übrig.

29 Die Israeliten aber waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gezogen, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand.

30 So rettete der HERR an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen.

31 Als Israel sah, dass der HERR mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt hatte, fürchtete das Volk den HERRN. Sie glaubten an den HERRN und an Mose, seinen Knecht.

Blicke auf den Text:

– Was tun die Ägypter? Was tun die Israeliten? Was tut Gott?

– Welche Todeserfahrungen, welche Lebenserfahrungen beschreibt der Text?

Blicke auf das Leben:

– Hoffnungslose Situationen oder befreiende Erfahrungen – kenne ich das aus meinem Leben?

Zum Weiterlesen:

– Der Gesamtzusammenhang: Ex 13,17 – 14,4; Ex 15,1-21

– Die Frauenperspektive: Ex 15,20-21

– Die Befreiungserfahrung im Psalm: Ps 114

Informationen zum Text:

Die Befreiung im Exodus ist die Schlüsselerfahrung des Gottesvolkes Israel, sie ist auch der Schlüssel zum Verstehen des Ostergeschehens. Darum wird diese Erzählung sowohl im jüdischen Pessach-Seder als auch in der christlichen Osternacht gelesen und nimmt in beiden Liturgien eine zentrale Stellung ein.

Der Text beschreibt einen Kampf zwischen dem Pharao, dem ägyptischen „Gott-König“, und dem wahren Gott. Es geht um einen Kampf zwischen Unterdrückung und Freiheit, zwischen Tod und Leben. Darum ist die Erzählung nicht neutral, sondern schildert die völlige Vernichtung der Todesmacht (die ganze ägyptische Kriegsmaschinerie, vgl. V. 7). Der Text möchte nicht die Gewalt verherrlichen, sondern im Gegenteil aufzeigen, wie durch Gottes Handeln die todbringende Gewaltherrschaft zugrunde geht.

Israel bleibt bei diesem Kampf völlig passiv (V. 14). Es erlebt seine von Gott geschenkte Befreiung als Neu-Schöpfung. Gottes Licht erleuchtet die Finsternis (V. 20), inmitten der Todeswasser schafft er das Trockene, einen Raum, der das Leben ermöglicht (V. 21). Der Text vermittelt eine Botschaft, die sich auch in der Auferstehungsbotschaft der Engel am Grab fortsetzt: „Fürchtet euch
nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet.“ (V. 13)