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Inklusion fängt bei uns allen an!

Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten an der Koppelschleuse

Mehr als 100 Interessierte waren der Einladung von Vitus, Caritasverband Emsland, Verein Lotse e.V. sowie Paritätischem Wohlfahrtsverband gefolgt, um mit den Spitzenkandidaten der Bundestagswahl für den Bereich Mittelems über das Thema Inklusion zu sprechen. In einer zweistündigen Diskussion, moderiert von Dr. Michael Reitemeyer, Leiter des Ludwig-Windhorst-Hauses in Lingen, hatten die Kandidaten der einzelnen Parteien die Möglichkeit, dem Publikum ihre inklusive Sichtweisen zu den Themen Wahlrecht, Barrierefreiheit, Arbeit und Bildung näher zu bringen.

Der Spitzenkandidat der CDU, Albert Stegemann machte in seiner Argumentation klar, dass man beim Thema Inklusion nur dann erfolgreich sein könne, wenn man jeden Menschen mit einer Behinderung mit seinen individuellen Fähigkeiten aber auch individuellen Behinderungen mit Respekt begegne, denn dies sei der Ursprung jeglichen Umgangs Miteinander. Dr. Daniela de Ridder von der SPD sagte, dass der Erfolg eines inklusiven Lebens ein komplexer Lernprozess sowie eine kulturelle Aufgabe von Politik und Gesellschaft sei, den Blickwinkel auf Menschen mit einem Handycap zu ändern. Man müsse es schaffen, Menschen zu „enthindern“ und nicht zu „behindern“! Sie rief die Menschen mit Behinderungen auf, eigene Ideen laut werden zu lassen und sich so einzumischen.

Die FDP wurde nicht durch ihren Spitzenkandidaten aus dem Wahlkreis, sondern durch Silvia Bruns aus Hannover vertreten, die als Landtagsabgeordnete der FDP seit dem Jahr 2013 als Mitglied des Sozialausschusses im Niedersächsischen Landtag aktiv mit dem Thema Inklusion beschäftigt ist. Sie berichtete von ersten, vorsichtigen Erfolgen in Regelschulen im Kreis Hannover, machte aber klar, dass insbesondere die Fort- und Weiterbildung von Fach- und Lehrpersonal ein wichtiges Anliegen zum Gelingen inklusiver Beschulung sein sollte.

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Birgit Kemmer, selbst Mutter eines schwerstmehrfach behinderten Sohnes, machte in ihren Ausführungen klar, dass im politischen Berlin sehr oft nur Politik verwaltet und nicht aus praktischen Erfahrungen gelebt werde. Sie wolle im Falle ihrer Wahl die eigenen Erfahrungen im Umgang mit diesem Thema in Berlin nutzen und sich für mehr soziale Gerechtigkeit, Bildung mit gleichen Chancen für alle, die Bekämpfung von Altersarmut und eine Pflege einsetzen, die den Namen auch verdiene. Heinz Georg von Wensiersky, Kandidat der Partei „Die Linke“ sagte, dass die Gesellschaft das Thema Inklusion bisher nicht lebe, da es zu viele finanzielle und materielle Hürden sowie Barrieren im Kopf gebe. Inklusion könne nur dann gelingen, wenn man es schaffe, der Gesellschaft nahe zu bringen, dass alle Menschen unterschiedlich sind und jeder Mensch, ganz egal ob behindert oder nicht behindert ein Recht auf soziale Teilhabe einfordern könne.

Präsentierten sich die Spitzenkandidaten der einzelnen Parteien aufgrund unterschiedlicher Themen und Ansichten oft streitlustig, so waren sich bei diesem politischen Frühschoppen doch alle Kandidaten vom Grunde her einig: Der Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft sei noch lang und steinig, es lohne sich jedoch parteiübergreifend für dieses Thema zu kämpfen und somit für mehr Menschlichkeit und Teilhabe einzutreten. Die Geschäftsführer von Vitus, Michael Korden und vom Caritasverband Emsland, Marcus Drees zeigten sich nach der Veranstaltung dann auch sichtlich zufrieden mit dieser Podiumsdiskussion. Man habe es geschafft, Politik für die Belange von Menschen mit einem Handicap sensibel zu machen. Es sei in der Diskussion um das lebendige, praktische Leben gegangen und nicht nur um hübsche Worthülsen.

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